Schwerster Bomber der japanischen Armee: Nakajima Ki-49 Donryu (2024)

Zwischen den japanischen Flugzeugherstellern Mitsubishi und Nakajima Hikoki K.K. herrschte traditionell ein erbitterter Konkurrenzkampf. Die Firma Nakajima war die ältere – immerhin bereits 1917 gegründet – und zunächst auch die erfolgreichere, die für beide Teilstreitkräfte (Armee und Marine) der kaiserlichen Truppen Flugzeuge baute. Das Unternehmen hatte eine enorm hohe Fertigungstiefe bei der Produktion und war selbst in der Metallherstellung tätig. Als Motorenhersteller lieferte Nakajima während des Zweiten Weltkriegs 31 Prozent aller japanischen Flugmotoren.

Die japanische Armee suchte ab 1938 einen Nachfolger für den gerade erst eingeführten mittelschweren Bomber Mitsubishi Ki-21. Obwohl er eine beachtliche Höchstgeschwindigkeit erreichte, war seine Defensivbewaffnung mit nur drei Maschinengewehren schwach.Deshalb forderte die kaiserliche Armee sowohl von Mitsubishi als auch von Nakajima einen Entwurf für einen schweren Langstreckenbomber, der in der Lage sein sollte, eine Höchstgeschwindigkeit von 500 km/h zu erreichen und 1000 kg Bombenlast über eine Entfernung von 3000 Kilometern zu transportieren. Darüber hinaus sollte das neue Muster ausreichend bewaffnet sein, um sich selbst zu verteidigen und ohne Jäger-Geleitschutz auskommen.

Nakajima hatte bei dieser Ausschreibung einen Wettbewerbsvorteil, denn die Firma musste auf Druck der Armee die Ki-21 von Mitsubishi in Lizenz bauen. Dadurch kannte Nakajima die konstruktiven Stärken und Schwächen des Wettbewerbers.

Nakajima hatte mit den Vorarbeiten für einen schweren Bomber schon vor der offiziellen Ausschreibung begonnen und besaß so auch einen zeitlichen Vorsprung vor Mitsubishi. Beide Firmen erhielten einen Auftrag zur Entwicklung eines Prototyps. Nakajimas Muster erhielt die Bezeichnung Ki-49, Mitsubishis Projekt wurde Ki-50 genannt.

Nakajima präsentierte der Beschaffungskommission Bereits Ende 1938 ein 1:1-Holzmodell des geplanten Flugzeugs. Zu diesem Zeitpunkt war Mitsubishi noch mit den Vorentwürfen beschäftigt. Als die Firma von dem Holzmodell des Konkurrenten erfuhr, bat sie darum, aus dem Auftrag entlassen zu werden. Damit war der Weg frei für Nakajima als alleinigen Anbieter. Dem Projekt Ki-49 wurde hohe Priorität eingeräumt, und Tei Kojama wurde zum Projektleiter ernannt.

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Schwerer Bomber in kompakter Bauweise

Die Ki-49 war ein freitragender Mitteldecker aus Metall in Halbschalenbauweise. Mit einer Spannweite von nur 20,42 m war er für einen schweren Bomber sehr kompakt gebaut und verfügte über eine hohe Flächenbelastung. Im Vergleich zur Boeing B-17 Flying Fortress der amerikanischen Streitkräfte, die ungefähr zur selben Zeit wie die Ki-49 konstruiert wurde, war sie ein kleines Flugzeug. Die B-17 hatte eine um elf Meter größere Spannweite und übertraf das Nakajima-Muster um 6,20 Meter in der Länge. Dafür war sie aber ein viermotoriges Flugzeug und konnte maximal acht Tonnen Bombenlast schleppen im Vergleich zu einer Tonne bei der Ki-49.

Der Zeitplan, dem Kojama und seine Mannschaft unterworfen wurden, war viel zu ehrgeizig.Bereits im August 1939 sollte der neue Bomber fliegen – und zwar mit dem neuen Sternmotor Ha.41, den Nakajimas Triebwerkskonstrukteure parallel entwickelten. Der 14-Zylinder-Doppelsternmotor sollte eine Startleistung von 932 kW (1250 PS) erreichen. Er wurde jedoch nicht pünktlich fertig, deshalb entschloss sich Kojama kurzerhand, den mit 708 kW (950 PS) schwächeren Ha.5-Motor der Mitsubishi Ki-21 für das erste Exemplar der Ki-49 zu verwenden. Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, nämlich Ende August 1939, flog der Prototyp der Ki-49 erstmalig. Die Prototypen zwei und drei erhielten Versuchsmotoren vom Typ Ha.41, die allerdings noch nicht dem Produktionsstandard entsprachen.Sie starteten im vierten Quartal 1939 zu ihren Jungfernflügen. 1940 entstanden sieben Vorserienmaschinen, die sich durch eine Vielzahl von Änderungen von den Prototypen unterschieden. Sie erhielten beispielsweise Fowler-Klappen über mehr als die Hälfte der Flügel spannweite, um die Startstrecken zu verkürzen. Außerdem wurden die Positionen der Bordschützen geändert, um ein ungestörtes Schussfeld zu erreichen.

Die Flugtests hatten ergeben, dass die Steigleistung und die Marschgeschwindigkeit der Ki-49 unzureichend waren, wenn sie ihre Bombenlast trug. Gleichzeitig lobten die Testpiloten die gute Manövrierbarkeit des neuen Musters. Im März 1941 erhielt die Ki-49 die Zulassung der kaiserlich-japanischen Armee.Ihr offizieller Name war „Armee-Muster 100 Schwerer Bomber Donryu Modell 1 (Ki-49I)“. Der Name Donryu bezog sich dabei auf einen Schrein, der zu Ehren eines Kriegermönchs in der Stadt Ota stand – wo die ersten Ki-49 gebaut wurden – und heißt übersetzt „Drachen-Verschlinger“.

Mit Bomben war die Ki-49 sehr langsam

Damit hätte eigentlich die Serienproduktion der Ki-49 anlaufen können. Aber der Kriegsverlauf in China zeigte, dass die Mitsubishi Ki-21 den chinesischen Jägern unterlegen waren und in großer Zahl abgeschossen wurden, wenn sie ohne Begleitschutz angetroffen wurden. Deshalb verlangte die Armee schon Ende 1940 von Nakajima, dass sie die Ki-49 in ein fliegendes Kanonenboot verwandeln sollte, das als Langstreckenjäger die Ki-21-Bomber begleiten sollte.Nakajima baute drei Vorserienflugzeuge der Ki-49 daraufhin zur Ki-58 um. Die Ki-58 wurden mit insgesamt drei 12,7-mm-Bordkanonen und fünf 20-mm-Bordkanonen bestückt.

Noch bevor die Truppenerprobung der Ki-58 abgeschlossen war, kam mit der Ki-43 Hayabusa ein leistungsfähiger Langstreckenjäger zum Einsatz, der die Ki-58 obsolet werden ließ. So kam es, dass erst im September 1941 die ersten Ki-49 das Nakajima-Werk in Ota verließen. Bis Jahresende wurden 29 der schweren Bomber an die Armee übergeben.

Die Bomberschule in Hamamatsu erhielt die ersten Flugzeuge, um möglichst schnell viele Besatzungen auf dem neuen Muster zu trainieren.Das schwere Bomberregiment 61 (61. Sentai) schulte als erste Kampfeinheit ab Juli 1942 von der Mitsubishi Ki-21 auf die Nakajima Ki-43 um. Sie verlegte schnell von China auf die Insel Celebes (heute: Sulawesi), von wo aus sie Angriffe auf die australische Hafenstadt Darwin plante. Die Hauptlast der Luftangriffe auf die australische Stadt trug zunächst die japanische Marine. Als die Armee die Luftangriffe übernahm, setzte sie am 20. Juni 1943 18 Nakajima Ki-49 Donryu ein, die von Ki-43 Hayabusa-Jagdflugzeugen und Ki-48 mittleren Bombern begleitet wurden. Dies war der erste offizielle militärische Kampfeinsatz des neuen Musters. Er endete mit hohen Verlusten: Über Darwin schossen die Australier zwei Ki-49 direkt ab und beschädigten zwei weitere schwer.Eine Ki-49 wurde so schwer getroffen, dass sie auf dem Rückflug in Timor notlandete und dabei zerstört wurde.

Die Alliierten wussten zwar seit September 1942, dass es einen neuen japanischen Bomber gab, nicht aber, wie das Flugzeug aussah und wer der Hersteller war.

Die ersten alliierten Piloten, die das Flugzeug sahen, dachten, sie hätten eine Ki-21 vor sich. Erst durch die Untersuchung der über Darwin abgeschossenen Ki-49 erkannten die Alliierten, dass es sich um einen neuen Typ handelte. Die militärische Aufklärung gab dem Flugzeug den Codenamen „Helen“. Genaueres über das neue Flugzeug erfuhren die Alliierten erst im Dezember 1943, als die Marines beim Inselhüpfen im Pazifik einen japanischen Feldflugplatz eroberten, auf dem eine fast intakte Ki-49 zurückgelassen worden war. Auf den Philippinen und auf Papua-Neuguinea kamen die Ki-49 zum Einsatz und wurden in großer Zahl am Boden und in der Luft zerstört.

Neue Version mit stärkeren Motoren

Eine weiterentwickelte Variante, die Ki-49-IIa, erhielt stärkere Motoren vom Typ Ha.109. Sie leisteten 1133 kW (1520 PS). Damit war die Ki-49 in der Lage, mit großer Bombenlast einigermaßen zu steigen und erreichte die anfangs geforderte Höchstgeschwindigkeit. Mit 366 Einheiten war die Ki-49-IIa die am häufigsten gebaute Variante des Musters. Die Version Ki-49-IIb erhielt eine verstärkte Abwehrbewaffnung.Von ihr baute Nakajima 301 Exemplare.

Am 12. November 1944 griffen mehrere japanische Flugzeuge – unter ihnen auch modifizierte Ki-49 – einen amerikanischen Schiffsverband im Golf von Leyte vor den Philippinen an, in dem sie sich auf die Schiffe stürzten. Dies war der erste Kamikaze-Angriff mit speziell dafür ausgerüstetem Ki-49. Für diese Selbstmord-Missionen bauten die Einheiten alle Defensivwaffen aus den Flugzeugen und montierten auf einem nach vorne ragenden Mast einen Aufschlagzünder am Flugzeug. Im Rumpf wurden zwischen 800 und 2000 Kilogramm Sprengstoff oder Bomben verstaut und mit dem Zünder verbunden. Diese Flugzeuge hießen Ki-49-II-Kai. Die Besatzung bestand bei diesen Einsätzen aus zwei anstelle von acht Mann. Militärisch waren diese Angriffe am Ende jedoch wertlos, denn die meisten dieser Kamikaze-Ki-49 wurden weit vor Erreichen ihres Ziels abgeschossen.

Die kaiserlich-japanische Armee hatte die Produktion der Ki-49 Donryu nach 819 gebauten Exemplaren 1944 auslaufenlassen. Alles in allem hatte das Flugzeug die Erwartungen nicht erfüllt.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs endete die Einsatzgeschichte der Ki-49 nicht. Die Luftstreitkräfte von Indonesien – das sich noch im August 1945 von der einstigen Kolonialmacht Holland unabhängig erklärte –setzten mehrere Ki-49 aus Wrackund Ersatzteilen zusammen, die sie auf verlassenen japanischen Flugplätzen gefunden hatten. Es gibt keine gesicfherten Angaben darüber, wie viele Ki-49 die Indonesier „restaurierten“ und wie lange sie im Dienst standen.

Die königlich-thailändischen Luftstreitkräfte nutzten ab Ende 1945 eine von den Japanern zurückgelassene Ki-49 als Transportflugzeug für ranghohe Militärs. Allerdings war die Ki-49 nur eine Übergangslösung, die 1946 beendet wurde. Es existieren heute noch einige Ki-49-Wracks im Dschungel von Papua, aber keine einzige Ki-49 Donryu hat den Weg in ein Museum gefunden.

Technische Daten

Nakajima Ki-49-lla

Hersteller:

Nakajima Hikoki K.K.,Tokio, Japan
Verwendung: Bomber
Besatzung: zwei Piloten, einNavigator, ein Bombenschütze,ein Funker, drei Bordschützen
Triebwerk: zwei Nakajima Ha.109-Doppelsternmotoren mit je14 Zylindern
Startleistung: 2 x 1133 kW (1520 PS)
Spannweite: 20,42 m
Länge: 16,50 m
Höhe: 4,25 m
Flügelfläche: 69,05 m2
Leermasse: 6530 kg
Max. Startmasse: 11 400 kg
Höchstgeschwindigkeit: 492 km/h
Marschgeschwindigkeit: 460 km/h
Dienstgipfelhöhe: 9300 m/30 500 Fuß
Reichweite: 2950 km
Bewaffnung: 1 x 20-mm-Bordkanone, 5 x 7,7-mm-Maschinengewehre,1000 kg Bomben

Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 02/2010

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